Natur & Landschaft

Die Gemeinde Herbertingen mit ihren sanften Hügeln und weiten Tälern liegt am Nordrand Oberschwabens. Die Landschaft ist geformt durch die Eismassen und die Schmelzwässer des Rheingletschers, der seit 2 Millionen Jahren während mehrerer Eiszeiten aus den Alpen nach Oberschwaben vordrang. Dabei wurden die Täler von Donau, Schwarzach und Krähenbach in die Molasse-Schichten eingeschnitten, bunte Mergel und glimmerige Feinsande, die den Kern der langgezogenen Hügel zwischen den Tälern und deren Untergrund bilden. Der Gletscher der vorletzten, der Riss-Eiszeit (200.000 bis 130.000 Jahre vor heute) überfuhr mit wiederholten Vorstößen das Gebiet der Gemeinde und hinterließ tiefe Täler und kleine Seen zwischen steilen Kuppen mit fetter Grundmoräne auf Hügeln und Hängen für die Landwirtschaft und mit Schotter für die Kiesgruben.

Der Gletscher der letzten, der Würm-Eiszeit (115.000 bis 11.500 Jahre vor heute) erreichte das Gemeindegebiet nicht mehr, sondern blieb noch südlich von Bad Saulgau stecken. Seine Schmelzwässer füllten das Schwarzachtal mit Kies. Die eiszeitliche Landschaft vor der Gletscherstirn war eine tief gefrorene, fast baumlose arktische Kältewüste. Im arktischen Sommer taute die Erde oberflächlich, floss als Schlamm zum Hangfuß oder wurde vom Regen verschwemmt, die steilen Hänge verflachten: Die alte Landschaft nahm die verschliffenen sanften Formen an, die wir heute kennen.

11.500 Jahre alt ist die Warmzeit, in der wir leben. Vor über 10.000 Jahren begann Laub-Urwald das Land zu bedecken, Moore wuchsen in Senken und nassen Tälern, in denen die Bäche und Flüsse in Schleifen flossen. Vor über 6000 Jahren hat der Mensch mit dem Management der Natur begonnen. Die Donau war nicht so leicht zu bändigen; sie hat bis zur Regulierung mit Deichen die linke Talhälfte mit Hochwasserkies mit immer neuen Schleifen aufgeschottert.

Zum Bussen (767 m ü. NN) ist es nur ein Katzensprung. Der "heilige Berg Oberschwabens", eine weithin sichtbare Landmarke, öffnet den Blick auf den nahen Federsee und dessen Moorgürtel und bei guter Fernsicht über den ganzen Alpenbogen. Die Schwäbischen Alb mit tief eingeschnittenen, mäandrierenden Flüsschen mit klarem Wasser, eingerahmt von weißen Kalkfelsen an steilen Talwänden, mit Hochflächen und Trockentälern, Wachholderheiden und Tropfsteinhöhlen, ist nah und gut erschlossen durch ein dichtes Netz von Rad- und Wanderwegen. Auch die Obere Donau lockt mit ihrem romantischen, tief eingeschnittenen Durchbruchstal. Zum Bodensee mit seinem milden Klima und ganz eigener Vegetation sind es gerade mal 50 km, auf denen man die steil hügelige Jungmoränen-Landschaft mit alten Fachwerk-Städtchen und hinreissenden barocken Klöstern und Kirchen durchquert.


Ortschaft Marbach

Die Ortschaft Marbach, mit Bürgersinn gepflegt, ist in einem Seitentälchen am Osthang des Schwarzachtals gelegen. Das breite Tal ist mit einem mächtigen Kieslager gefüllt, das durch die Schmelzwässer aus der Würm-Endmoräne aus dem Süden bei Lampertsweiler aufgefüllt wurde. Später vermoorte das Tal, der Kies wurde mit dünnem Torf bedeckt, der allmählich verschwindet. Durch den Kiesabbau ist die Perlschnur der Schwarzachtalseen entstanden, deren Anlagen Besucher zum Baden, Surfen und Fischen von weither anlocken.

Über den Sanden und Mergeln der Molasse, die den Kern des Hinterlandes bilden, und die an den Talhängen stellenweise sichtbar sind, sieht man im Ort senkrechte Wände von verbackenem Kies, der aussieht wie morscher Beton. Es ist die Kies-Füllung einer Schmelzwasserrinne aus der Mindel-Eiszeit, die vor über 300.000 Jahren Richtung Ertingen zur Ur-Donau führte. Darüber liegt - wie oft in der Gemeinde - etwas Kies und zuoberst überall die fette Grundmoräne aus der Riss-Eiszeit mit tiefgründigem Boden.

Ortschaft Hundersingen

Hundersingen besetzt den steilen Prallhang der Donau vom Talboden bis über die obere Kante hinaus. Vom breiten Tal der Donau aus, der eminenten Verkehrsachse seit vorgeschichtlichen Zeiten bis heute, dominiert Hundersingens neoromanische Pfarrkirche auf hohem Sporn weithin die Szene. Die Donau fließt nahe der Talkante, aber die abgeschnittenen jungen, verschilften Schlingen mit dichtem Buschwerk und Erlen weisen auf die häufigen Verlagerungen des Flussbetts hin, die vor der Regulierung und dem Deichbau den Bewohnern das Leben schwer machten. Der 60 Meter hohe, steile Prallhang wird von Molasse-Schichten gebildet, Sanden, Mergel- und Tonsteinen, die zwar standfest, durch Quellhorizonte über tonigen Wasserstauern aber auch rutschgefährdet sind.

Auf der ruhig gewellten Hochfläche mit hellen glimmerigen Molasse-Feinsanden im Untergrund liegt kiesiger und fetter Moränenlehm der Riss-Eiszeit als meist dünne Lage an der Oberfläche. Er war die fruchtbare Grundlage für die produzierenden Außensiedlungen der Hallstatt-Periode, welche zur Versorgung der Heuneburg dienten.

Ortschaft Mieterkingen

Die kleinste Ortschaft der Gemeinde mit seinem Kern aus barockem Kirchlein, kleinem Friedhof, Pfarrhaus und Rathaus/Schule lagert sich in einer Einbuchtung am flachen Hang des Krähenbachs. Das Tal des Krähenbachs ist durch den Rissgletscher nur flach ausgeschürft und barg vor 120.000 Jahren einen kleinen See, der zu Beginn der letzten Eiszeit vertorfte. Die geringe Talfüllung aus Kies und Sand wird vom lehmigen Anmoor bedeckt.

Die vom Rissgletscher abgesetzte, wenige Meter dünne lehmig-kiesige Grundmoräne, umhüllt den Kern aus feinen Molasse-Sanden, der als Rückgrat in den Hügeln steckt. Die Bauern haben sich den weichen Sand zum Bau von standfesten Erdkellern zunutze gemacht. Einige davon werden wegen des angenehm temperierten Klimas neben Kühlschrank und Gefriertruhe weiter genutzt.

(Diesen Beitrag auf dieser Seite hat uns Dr. Josef Merkt - Geologe - aus Mieterkingen zur Verfügung gestellt, wofür wir ihm herzlich danken.)